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Neue Bildungschancen für Migranten im Kreis Mainz-Bingen?


26. April 2020

Landtagsabgeordnete Helga Lerch spricht sich für ein Berufsvorbereitungsjahr für junge Erwachsene an der BBS Ingelheim aus. Der Landkreis entwickelt ein Konzept, das Land zögert noch.

Der Landkreis Mainz-Bingen arbeitet an einem Konzept für ein Berufsvorbereitungsjahr für junge Erwachsene (BVJ-E). Für ein solches Angebot käme die Berufsbildende Schule (BBS) Ingelheim in Betracht. Das Land indes hat Mainz-Bingen als Standort derzeit nicht auf dem Schirm. Auf Anfrage der Landtagsabgeordneten Helga Lerch teilte das Bildungsministerium mit, es gebe derzeit keine konkreten Planungen für ein BVJ-E im Kreis Mainz-Bingen. Eine Begründung, wie von Lerch erbeten, lieferte das Ministerium nicht.

Bislang gibt es landesweit vier Berufsbildende Schulen (in Kusel, Trier, Saarburg und Ludwighafen), die ein Berufsvorbereitungsjahr für junge Erwachsene anbieten. Das BVJ-E, das es seit dem Schuljahr 2018/2019 gibt, richtet sich an Neuzugewanderte zwischen 18 und 25 Jahren. Der Bildungsgang soll junge Menschen ohne Schulabschluss auf den Eintritt in eine Berufsausbildung oder in ein Arbeitsverhältnis vorbereiten.

Die bisherigen Erfahrungen sind überwiegend positiv, so die Antwort des Bildungsministeriums auf die Anfrage der Landtagsabgeordneten Helga Lerch. Anlass für die Bildungspolitikerin, sich für die Einführung eines BVJ-E im Kreis auszusprechen. „Gerade die hohe Zahl an Flüchtlingen zwischen 18 und 25 Jahren im Landkreis Mainz-Bingen lässt ein BVJ-E als sinnvoll erscheinen“, stellt Helga Lerch fest. Dass die BBS Ingelheim bereit sei, einen solchen Bildungsgang aufzunehmen, zeige ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein. „Ich fordere deshalb das Bildungsministerium auf, ein BVJ-E an der BBS Ingelheim nach Vorlage des Konzeptes zu bewilligen und damit auch die Bedarfe des Landkreises Mainz-Bingen in den Blick zu nehmen“, so Lerchs Appell an das Land.

Auch aus Sicht von Ursula Hartmann-Graham wäre das wünschenswert. „Neuzugewanderte stellen ein bisher nicht vollends ausgeschöpftes Arbeits- und Fachkräftepotential dar, auch wenn ihre Integration meist ein anspruchsvoller Prozess ist“, erläutert die Zweite Kreisbeigeordnete, zu deren Geschäftsbereich das Jobcenter Mainz-Bingen zählt. „Die Mehrheit der Personen mit Fluchthintergrund hat keine formale berufliche Qualifikation.“ Dies habe der Landkreis erkannt und investiere bereits seit mehreren Jahren in die Verbesserung der Ausbildungschancen junger Erwachsener mit Migrationshintergrund. Aktuell erarbeite man gemeinsam mit der BBS Ingelheim ein Konzept für ein BVJ-E mit den Schwerpunkten Pflege oder Handwerk. Im Landkreis lebten derzeit zirka 600 geflüchtete Menschen der relevanten Altersgruppe. Angesichts des akuten Fachkräftemangels solle diesem Personenkreis die Möglichkeit eröffnet werden, einen Schulabschluss zu erlangen und zugleich das Sprachniveau zu verbessern. Im Anschluss an das BVJ-E könnten die Absolventen in eine Pflege- oder Handwerksausbildung einsteigen. Die Entscheidung über die Einrichtung des neuen Bildungsganges trifft die Schulaufsicht der ADD. Voraussetzungen sind die Gewährleistung der Unterrichtsversorgung sowie entsprechende Räumlichkeiten. Aus Sicht des Kreises und der Schule liegen diese Voraussetzungen vor. Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, weshalb sich die BBS Ingelheim für den zusätzlichen Bildungsgang anböte. „Für die aktuellen Planungen der BBS in Richtung Altenpflegeausbildung ist das BVJ-E eine hervorragende Ergänzung“, ist Ursula Hartmann-Graham überzeugt.

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