FDP-Kreistagsfraktion Mainz-Bingen
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Bloß „Babbelschwestern“ ?


16. März 2019

Die demographische Entwicklung macht auch um den Landkreis Mainz-Bingen keinen Bogen. Der von der Bertelsmann-Stiftung vorgelegte „Demographie-Bericht“ geht von einem Anstieg des Durchschnittsalters der hier lebenden Menschen von 44,1 Jahren im Jahr 2016 auf 47,5 Jahre im Jahr 2010 aus. Die Zahl älterer Menschen wird also steigen. Und damit auch zwangsläufig die Zahl der Menschen, denen das Leben in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung zusehends Probleme bereitet. Diese reichen von fehlenden sozialen Kontakten über Bewegungsmangel bis hin zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Hausarbeit. Das Ausmaß dieser Probleme rechtfertigt nach dem Punktesystem bei der Begutachtung durch die Pflegekassen aber noch keine Feststellung einer Pflegebedürftigkeit.

Gerade diese – oftmals alleinstehenden – Menschen hat das Projekt der „Gemeindeschwester plus“ im Blick, das von Juli 2015 bis Dezember 2018 in einigen Kommunen in Rheinland-Pfalz als Modellversuch lief. Dabei berieten 18 Pflegefachkräfte die Seniorinnen und Senioren bezüglich geeigneter Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Lebenssituation. Der Modellversuch wurde zu 100% vom Land Rheinland-Pfalz finanziert. Der Erfolg dieses wissenschaftlich begleiteten Modells veranlasste die Landesregierung zu einer Ausweitung dieses Angebots. Entsprechende Mittel sind im Doppelhaushalt 2019/2020 bereits vorgesehen. Grund genug für die FDP-Fraktion im Kreistag Mainz-Bingen, eine Bewerbung des Landkreises um Teilnahme an diesem Projekt anzuregen. Doch im Sozialausschuss fand diese Anregung keine Mehrheit.

Die FDP-Initiative wurde im Sozialausschuss des Kreises diskutiert. Zu dieser Sitzung hatte die Kreisverwaltung eine Beschlussvorlage mit Argumenten vorgelegt, die nach Meinung der von ihr befragten Stellen gegen das Projekt „Gemeindeschwester plus“ sprechen. Der Ausschuss folgte mehrheitlich der Auffassung der Verwaltung und lehnte den FDP-Vorstoß ab. Hinsichtlich der Argumentation der Kreisverwaltung Mainz-Bingen kontaktierte FDP-Fraktionsvorsitzende Helga Lerch, die ja auch im rheinland-pfälzischen Landtag sitzt, die zuständige Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Und aus dem Ministerium kam prompt eine Sachdarstellung, die die Darstellung der Kreisverwaltung eindeutig widerlegte. Das Resümee von Helga Lerch fällt dementsprechend deutlich aus: „Die falschen Behauptungen in der Sachdarstellung der Kreisverwaltung an sich sind schon ein starkes Stück. Was mich aber noch mehr stört – das war die in der Diskussion zum Ausdruck gebrachte Geringschätzung der Arbeit der sehr engagierten Gemeindeschwesternplus als „Babbelschwestern“. Vielleicht müssen diejenigen, die sich einer solchen abwertenden Wortwahl bedienen, erst einmal selbst in eine Lage kommen, in der sie begreifen, was eine „Babbelschwester“ Positives für sie bewirken kann …“

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